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Hintergrund und Motivation

Nutzungskonzepte beschränken sich auf kleine Dimensionen

China hat in den vergangenen 30 Jahren insgesamt 50 Millionen Hektar Plantagenwälder einschließlich Bambuswälder begründet (FAO 2005) was einem Anteil von 25% aller weltweiten Aufforstungen in diesem Zeitraum entspricht. Diese großflächige Landnutzungsänderung führte zu einem bemerkenswerten Anstieg der nationalen Waldbedeckung von 12% auf mehr als 20%. Im Rahmen des aktuellen 12. 5-Jahres-Plans (2011- 2015) sind weitere substanzielle Erweiterungen der Waldfläche aber auch die Verbesserung der Produktivität sowie die Erhöhung der mittleren Holzvorräte und der Widerstandsfähigkeit und Stabilität vorhandener Wälder mit hoher Priorität vorgesehen. Bis 2020 soll die Waldfläche um weitere 40 Millionen Hektar erweitert werden (bezogen auf 2005). Insgesamt ist bis 2050 eine Erhöhung des Waldanteils auf 26% angestrebt. Zurzeit beträgt der mittlere Vorrat in Chinas Wäldern allerdings lediglich 71 m³/ha (FAO 2010) - das ist weniger als ein Viertel des durchschnittlichen Vorrates von 320 m³/ha in deutschen Wäldern (BMELV 2005).

Während die Wiederbewaldungs- und Aufforstungsinitiativen Chinas aus quantitativer Sicht kaum hoch genug eingeschätzt werden können, gibt die relativ geringe Qualität der jüngeren und mittelalten Bestände viel Raum für angepasste Konzepte zur Steigerung der Produktivität und Stabilität sowie der daraus resultierenden Ökosystemdienstleistungen im allgemeinen.

Für die Planungsperiode des 10. 5-Jahres-Plans (2001-2005) wurde eine jährliche Diskrepanz zwischen den vorhandenen Holzreserven und der mittleren Holznachfrage von 200 Millionen m³ geschätzt. Es wurde erwartet, dass sich dieser Nachfrageüberschuss bis Ende 2010 vergrößert und auf ca. 300 Millionen m³ erhöht. China ist daher inzwischen zum weltweit größten Importeur von Holz und Holzprodukten geworden. Aufgrund des rasanten Wirtschaftswachstums auf der einen Seite, sowie der begrenzten Ressourcen auf der anderen Seite wächst daher zusätzlich der Anspruch innovative und nachhaltige Strategien für die Versorgung mit nachwachsenden Rohstoffen zu entwickeln.

Der aktuell relativ geringe Holzvorrat pro Hektar in Chinas Plantagenwäldern muss auch vor dem Hintergrund betrachtet werden, dass viele Aufforstungen und Wiederaufforstungen auf degradierten Böden, vornehmlich zum Erhalt oder zur Wiederherstellung wichtiger Ökosystemdienstleistungen, wie z.B. Wasser- und Erosionsschutz, durchgeführt wurden. Geringe Vorräte sind daher auch Folge der ungünstigen Standortsverhältnisse, werden aber zusätzlich durch eine ungünstige Kombination von sehr kurzen Umtriebszeiten, häufigen Störungen bzw. fehlender waldbaulicher Konzepte zur langfristigen Behandlung der Wälder bedingt.

In Anbetracht der bestehenden Hindernisse wie z.B. der oftmals schwierigen Topgrafie und der weithin fehlenden Infrastruktur in Form von Wirtschaftswegen, bietet der Einsatz angepasster Holzerntetechniken und moderner Technologie, wie z.B. Seilwindensysteme mögliche Lösungsansätze für die Entwicklung angepasster Nutzungs- und Verwertungsstrategien. Darüber hinaus kann eine alternative Holzverwendung z.B. durch die Weiterverarbeitung größerer Baumdimensionen, eine positive Rückwirkung auf die waldbaulichen Möglichkeiten bieten.

Besonders in Süd-China ist die strukturelle Stabilität von Plantagenwäldern, die mittlerweile Alter zwischen 20 und 40 Jahren erreicht haben, nicht optimal. Beweis dafür sind die verheerenden Schäden, die durch Schneestürme und Eisbruch im Januar 2008 entstanden sind. Innerhalb weniger Tage wurden hier insgesamt 18 Millionen Hektar Wald zerstört, was zu ökonomischen Schäden in Höhe von ca. 16 Milliarden Yuan (1,6 Milliarden Euro) führte. In Deutschland hat die multifunktionale Waldbewirtschaftung Behandlungsformen entwickelt, die ausdrücklich die Stabilität der Bestände gegen solche Schadereignisse berücksichtigen. Eine mögliche und vieldiskutierte Anpassungsstrategie ist das Prinzip der naturnahen Waldbewirtschaftung, das auch die Niedersächsischen Landesforsten (Projektpartner im Rahmen dieses Vorhabens) seit 1990 umgesetzt wird. Um die Möglichkeiten der Transformation gleichaltriger Reinbestände in stabile und multifunktionale Mischbestände zu evaluieren, ist eine Untersuchung möglicher Behandlungsalternativen, Eingriffsarten sowie Baumartenmischungen unerlässlich.

Eine Verbesserung oder Etablierung langfristiger nachhaltiger Behandlungsstrategien ist auch ein Schritt in Richtung der ambitionierten Ziele in Hinblick auf die angestrebte Reduktion der netto CO2 Emissionen, die China explizit im neuen 12. 5-Jahres-Plan (2011-2015) formuliert hat.
In diesem Zusammenhang ist auch die Etablierung eines Markt-Mechanismus zum Handel mit Kohlenstoffzertifikaten auf nationaler Ebene geplant. Die praktische Implementierung dieses Prozesses ist dabei in hohem Maße von der Verfügbarkeit allgemein anerkannter Methoden zur Schätzung der Biomasse in Wäldern abhängig. Für die Generierung und Inwertsetzung anrechenbarer Zertifikate sind belastbare Schätzungen der Kohlenstoffbindung auf Grundlage eines statistisch abgesicherten Inventur- und Monitoring Konzept-es ebenso wichtig wie die Etablierung eines geeigneten Handelssystems. Methodische Ansätze für die Integration von Fernerkundungsmethoden und terrestrischen Inventuren sind in diesem Zusammenhang von hoher Relevanz.